Warum kämpfen wir gegen den Klimawandel? Warum opfern wir unsere Freizeit für das Engagement im Verein und bei Parents For Future? Ganz einfach: Weil der Klimawandel gefährlich ist, weil er uns bedroht, weil wir unsere Welt so erhalten wollen, wie sie ist.
Kerninfo 1: Der Klimawandel ist real.
Die Temperatur auf unserer Erde steigt. Dramatisch. Inzwischen hat sich unsere Erde im globalen Durchschnitt bereits um etwa 1°C erwärmt. Die Grafik zeigt die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen.
Aus den letzten zehn Jahren fehlen nur die Jahre 2011 und 2012. Das Schockierende/Schlimme ist, dass in 15 Jahren vermutlich keines dieser Jahre mehr unter den zehn wärmsten Jahren zu finden sein wird. Das Jahr 2020 wird sich bald, entweder auf Platz 1 oder 2, in dieser Rangliste einreihen. Wir merken das auch selber: „Ja, damals als wir noch Kinder waren, da gab es noch (mehr) Schnee.„
Temperaturschwankungen gab es auf unserer Erde schon immer, es gab Warmzeiten aber auch Eiszeiten. Niemals aber sind diese Temperaturschwankungen mit einer solchen Geschwindigkeit aufgetreten wie heutzutage. Während es bei früheren Schwankungen um eine Erwärmung um ein Grad Celsius in tausend Jahren oder noch längeren Zeiträumen ging, haben wir das in weniger als 100 Jahren hinbekommen. Und der Anstieg beschleunigt sich! Steuern wir nicht gegen, ist bis 2100 ein Temperaturanstieg um mehrere Grad möglich.
Kerninfo 2: Wir Menschen sind die Ursache.
Der Klimawandel wird durch Treibhausgase ausgelöst. Hauptverantwortlich ist hierbei CO2, aber auch andere Gase wie Methan oder Lachgas spielen eine Rolle. Den Treibhauseffekt gibt es auf unserer Erde schon lang, er macht unsere Erde erst bewohnbar, ohne ihn wäre es viel zu kalt. Wir Menschen bringen aber seit der industriellen Revolution (ab etwa 1750) viel mehr Treibhausgase in die Atmosphäre als jemals zuvor. Hauptsächlich geschieht dies durch fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl. Fossile Brennstoffe enthalten große Mengen an Kohlenstoff und bei der Verbrennung wird dieser zu CO2 umgewandelt und gelangt in die Luft. Die CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre ist durch Eiskernbohrungen für mehrere hunderttausend Jahre erforscht. Der Anstieg in den letzten Jahrhunderten, vor allem den letzten Jahrzehnten ist dramatisch:
Für die vorindustrielle Zeit geht man von einem CO2-Gehalt von 280 ppm in der Atmosphäre aus. Im April 2020 wurde im bekannten Mauna Loa Observatorium auf Hawaii eine durchschnittliche Konzentration von 416,21 ppm gemessen. Das ist eine Steigerung von fast 50%. Dieser Rekord wird im April oder Mai 2021 gebrochen werden. CO2 unterliegt einem jährlichen Zyklus, im Sommer auf der Nordhalbkugel (die mehr Land hat als die Südhalbkugel) wachsen die Pflanzen und die CO2-Konzentration sinkt. Im Nordhalbkugelwinter, wenn das Pflanzenwachstum ruht, aber wir Menschen nach wie vor CO2 emittieren, steigt die Konzentration in der Atmosphäre an. Im April oder Mai 2021 wird mit einem Wert von 418 oder 419 ppm ein neuer trauriger Rekord erreicht werden. 2022 der nächste.
Wir Menschen verursachen den aktuellen Klimawandel, aber es liegt auch in unserer Macht, ihn zu stoppen.
Kerninfo 3: Der Klimawandel ist gefährlich für uns und unseren Wohlstand.
Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn es wärmer wird? Ein paar Grad mehr in Deutschland wären doch oft ganz angenehm? Warum also nicht?
Der Klimawandel ist gefährlich und teuer für uns, denn unsere Umwelt ist ein perfekt aufeinander eingespieltes Ökosystem. Eine deutliche Erwärmung bringt alles durcheinander. Und je schneller diese Erwärmung geschieht, desto weniger kann sich die Natur darauf einstellen. Nutzpflanzen, von denen unsere Landwirtschaft lebt, gedeihen nicht mehr wie früher. Niederschlagsmengen verändern sich und auch die Zeiten, in denen Regen fällt, ändern sich. Ist die Kastanie im zukünftig trockeneren Deutschland noch lebensfähig? Viele Bäumen sind bereits geschwächt. Dem Wald, und damit der Waldwirtschaft, geht es schlecht. Schädlinge überleben plötzlich den Winter. 2018 war die Schifffahrt auf dem Rhein massiv betroffen. Tankstellen im Süden Deutschlands konnten nicht mehr ausreichend beliefert werden, die Lieferketten der Industrie waren unterbrochen.
Bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff wird Skifahren in den Alpen in Zukunft nur noch in einigen wenigen Skigebieten möglich sein, der Großteil hat schlichtweg keinen Schnee mehr. Und Schneekanonen funktionieren über 4°C auch nicht mehr. 2050 wird, den Prognosen nach, die Zugspitze das einzige Skigebiet in Deutschland sein. Im Sommer werden dafür Hitzewellen auf uns zukommen, 40°C im Schatten sind Ihnen unangenehm? Gewöhnen Sie sich daran, es wird in Zukunft häufiger passieren. Wir leben in der gemäßigten Klimazone und das ist sehr angenehm. Aber unser Wetter wird extremer werden: Mehr Trockenheit aber dann plötzlich auch mehr extreme Niederschläge. Mehr Stürme und auch stärkere Stürme.
Wir in Deutschland sind noch relativ moderat betroffen, wir müssen den Blick aber auch auf den Rest der Welt richten. Was passiert in vielen armen Ländern, in denen die Menschen schon heute Schwierigkeiten haben, der Erde das abzugewinnen, was sie zum Leben brauchen? Die Menschen dort sind am allerwenigsten für die Erderwärmung verantwortlich, sind aber stark betroffen. Steigt die globale Temperatur um zwei, drei oder gar vier Grad – und das ist leider bei den aktuellen Trends nicht ausgeschlossen – werden weite Regionen der Tropen schlichtweg unbewohnbar. Schon heute gelten mehr als 20 Millionen Menschen als Klimaflüchtlinge. Verschlechtern sich die Umweltbedingungen, werden noch viel mehr Menschen ihre Heimat verlassen müssen und in Regionen strömen, wo sie sich Besserung erhoffen. Wer kann ihnen das auch verdenken, wir würden es in ihrer Situation genauso machen. Die knapper werdenden Ressourcen führen zu mehr Konflikten, mehr Auseinandersetzungen, mehr Kriegen. Wollen wir das? Wir haben es nicht nur mit einem Klimawandel zu tun, sondern mit einer Klimakrise, einer Klimakatastrophe.
Wird es wärmer schmilzt mehr Eis (in den Alpen, auf Grönland, in der Antarktis) und fließt ins Meer. Dadurch steigt der Meeresspiegel. Für tiefliegende Länder wie Bangladesch eine riesige Gefahr. Auch für unsere Nachbarn die Niederlande. Am Mittelmeer spaziert man dann nicht mehr an der Uferpromenade, sondern an einem Deich entlang. Und in Deutschland? Ein durchaus realistischer Anstieg von 1m bis zum Jahr 2100 würde bei uns 1,5 Millionen Menschen und ihre Wohnorte bedrohen. Die deutschen Inseln wären kaum wiederzuerkennen, Städte wie Kiel oder Bremen stünden vor massiven Problemen.
Es gibt noch die Komponente der Generationengerechtigkeit. Treibhausgase sind bis zu 1.000 Jahre wirksam. Emissionen, die wir heute verursachen, werden noch viele Generationen negativ beeinflussen. Kann das unser Ziel sein?
Kerninfo 4: Die Fachleute sind sich einig.
In der Wissenschaft ist der Klimawandel und das dieser vom Menschen verursacht wird, völlig unumstritten. Keine ernstzunehmende Forscherin, kein ernstzunehmender Experte in diesem Feld stellt das in Frage. Andere Stimmen kommen entweder von Ruheständlern oder von Wissenschaftler aus anderen Bereichen, die sich in der Klimawissenschaft nur sehr begrenzt auskennen.
Die Leugner konnten noch nie eine Theorie vorlegen, die den aktuellen Temperaturanstieg erklären würde. Alle ihre Thesen von Sonnenzyklen, Vulkanausbrüchen und Sonstigem wurden ausgiebig untersucht und widerlegt. Oftmals sind sie einfach nur absurd.
Die Klimawissenschaft ist keine exakte Wissenschaft, das kann es bei diesem hochkomplizierten Thema gar nicht sein. Viele Dinge beeinflussen sich, viele Zusammenhänge sind im Grundsatz erkannt aber in den Details muss noch weiter geforscht werden. Der „Weltklimarat“ (IPCC) geht in seinen Berechnungen immer von Wahrscheinlichkeiten aus; bei den derzeitigen Emissionen erwarten wir einen Temperaturanstieg um so und so viel, mit einer Wahrscheinlichkeit von XX%. Genauer geht es nicht. Im Großen und Ganzen waren die Klimamodelle der letzten Jahrzehnte aber recht genau, haben die Erwärmung eher unterschätzt.
Dann gibt es noch die Kipppunkte. Die sind so schwer zu berechnen und leider so gefährlich. Ein Kipppunkt ist einfach erklärt. Nimmt man einen Teller und schiebe ihn an den Rand eines Tisches liegt er wunderbar auf dem Tisch. Schiebt man ihn etwas über den Rand heraus liegt er immer noch solide. Schiebt man ihn aber weiter kommt plötzlich, und da kann schon ein weiterer Millimeter ausreichen, der Moment, in dem der Teller fällt. Ähnliche Phänomene gibt es auch auf unserer Erde. In Grönland ist das Eis bis zu 3.000 Meter dick. Weil die Spitze des Eises so hoch liegt, ist es dort kalt und es schmilzt nicht. Erwärmt sich aber das Klima, fängt das Eis oben an zu schmelzen und wenn die Höhenlagen erst einmal abgeschmolzen sind, ist der Prozess nicht mehr aufzuhalten, dann schmilzt das tiefere Eis unaufhörlich. Wenn dieser Prozess einsetzen sollte, reden wir nicht mehr von einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter, dann reden wir von drei, oder vier, oder fünf. Manche Wissenschaftler denken, dass wir schon kurz davor sind. Und das ist bei weitem nicht der einzige Kippunkt.
Kerninfo 5: Wir können noch etwas tun.
Wir sind dem Klimawandel nicht hilflos ausgeliefert. Wir können etwas tun. Wir haben die Möglichkeiten, unser Leben und unsere Wirtschaft in naher Zukunft auf CO2-Neutralität umzustellen. Das geht nicht ohne Anstrengung, das geht nicht ohne Kosten, aber Nichtstun ist langfristig viel, viel teurer. Die technischen Lösungen sind da. Je schneller wir unseren Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren, desto eher können wir auch andere dazu bewegen, sich ebenfalls zu bemühen. Wir schaffen es nicht ohne den Rest der Welt – aber der Rest der Welt schafft es auch nicht ohne uns.
Es gibt viele Möglichkeiten. Persönlich kann man hinterfragen, ob die Flugreise sein muss. Bei der Anschaffung eines Autos kann man sich nicht nur Gedanken machen, wie groß und schnell es ist, sondern auch wieviel es verbraucht. Für viele Menschen kommt ein Elektroauto in Frage und ist dabei oft auch langfristig die günstigere Alternative. Zugfahren ist im Übrigen viel entspannender. Brauche ich alle zwei Jahre ein neues Handy oder kaufe ich einmal ein Gutes und kann das fünf Jahre nutzen? Wir kaufen viel, was wir gar nicht unbedingt brauchen. Hat das Haus ein geeignetes Dach für Photovoltaik? Dann los zum Installateur! Achtet man bei der Suche nach einer Wohnung auf die Art der Heizung? Sagt man dem Vermieter vor der Modernisierung, dass man es super fände, wenn er eine Heizung mit erneuerbaren Energien einbaut? Bei der Ernährung gibt es große Einsparpotentiale. Erstaunlich viel CO2-Ausstoß geht auf die Tierhaltung zurück. Schwein oder Geflügel ist besser als Rind. Und Gemüse ist am allerbesten. Nicht nur fürs Klima, auch für die Gesundheit.
Berechnen Sie Ihren CO2-Fußabdruck. Wo sind bei Ihnen die Einsparpotentiale? Und was für ein Stromvertrag haben Sie? Beziehen Sie normalen Strom, also dreckigen Strom aus Kohlekraftwerken und Co. oder Ökostrom? Am besten echten Ökostrom aus regenerativen Energien und nicht Graustrom, der nur mit Zertifikaten zu Ökostrom gemacht wurde.
Fatalismus ist keine Lösung. Zu sagen das bringt doch eh nichts, hilft uns nicht weiter. Wir müssen handeln und jede positive Veränderung zählt. Es lohnt sich zu kämpfen. Es macht einen Unterschied ob wir bei 1,5°, 1,8°, 2° oder 2,5° Erderwärmung landen. Je geringer, desto besser, desto kleiner werden die Folgen und Auswirkungen sein. Aber Szenarien oberhalb von 2° mag man sich gar nicht vorstellen.
Die Weltgemeinschaft hat sich im Pariser Abkommen von 2015 versprochen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Leider hat weltweit keine Regierung bisher ein schlüssiges Konzept umgesetzt, um dies zu erreichen. Man schiebt Änderungen an aber lässt auch vieles so wie es ist. Deshalb erheben wir unsere Stimme und fordern von der Politik entschiedenes Handeln. Änderungen im persönlichen Bereich sind schön und gut, aber ohne die richtigen politischen Rahmenbedingungen wird es nicht gehen. An vielen Stellen werden fossile Brennstoffe noch immer gefördert, dies sollte nicht sein, ganz im Gegenteil, die gesellschaftlichen Kosten beim Verbrauch dieser Brennstoffe sollten berücksichtigt werden. Der Einstieg in die CO2-Bepreisung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir brauchen aber noch viel mehr solcher Schritte. Die Zukunft von uns allen gebietet entschlossene Aktion. Packen wir es an, dann schaffen wir das auch. Helfen Sie mit!